David Wonschewski | Musikjournalist & Schriftsteller

Melancholisch-sarkastische Literatur für Schwarzhumoriker, Musikenthusiasten und andere glückliche Menschen.

Soeben ausgehört: Beck – „Hyperspace“ (2019)

behys

von David Wonschewski

Vorab: ich bin kein großer Fan von Beck, aber ein ihn sehr Schätzender, habe alle Alben, kaufe auch alle, sogar so richtig als CD noch ( wenn denn CD überhaupt „so richtig“ ist per defitionem). Beck ist meine Junend, Beck ist mein Begleiter seit er Mitte der neunziger den „Loser“ gab und ich das Gefühl nicht mehr loswurde: gemeint zu sein. Auf Beck war immer Verlass, weil man wußte, Verlass ist auf Beck eh nicht. Beck ist ein Ausloter, einer dem es dort, wo er steht, kaum ist er angelangt, schon wieder zu langweilig zu werden droht.
Ja, Indie war Beck immer, irgendwie, aber was bedeutet Indie im Jahr 2019 schon noch?
„Hyperspace“ ist für Becks Verhältnisse ein produktiver Schnellschuss – auch wenn man das bei einem Superhero wie Pharrell Williams an den Reglern kaum vermuten mag. Eigentlich ging Beck nur mit Williams ins Klangbett, da sich in Folge seiner 2017er Tour ein gemeinsames kleines Songprojektchen für eine andere Combo entsann und entspann. Aus dem wurde aber nix, was also tun, wenn man schon so einträchtig zusammenhockt? Wie Antipoden eingepfercht im gleichen Studio? Zeit ist noch, Studiozeit ist eh geblocked, man versteht sich überraschend gut und irgendwie interessant ist diese Kollaboration doch auch. Und stimmt es nicht? Pharrell und Beck, du ahnst es nicht.
Einen gemeinsamen Wimpernschlag später war die neue Beck-Scheibe auch schon im Kasten, Output-Monster beide halt.

Und was steht da nun als Ergebnis? Nun, genau das, was schon das Albumcover erahnen lässt: Retro Futurismus. Back to the Future, 80s Disco Revival meets „Sea Change“- SingerSongwriter-Attitude.
Das ist, offen gesprochen, schon ziemlich ambitioniert, Daumen hoch also für Becks ( und Pharrells) Mut – passt aber nicht. Greift nicht ineinander. Anstatt sich gegeneitig in ungeahnte Höhen zu schrauben, würgen sich die diversen Stile auf „Hyperspace“ eher gegenseitig die Luft ab. Schade. Dass Chris Martin von Coldplay in „Stratosphere“ mitmacht, die Nummer aber auch nicht rettet, mag verwundern wen will, mich nicht. Chris Martin halt, König des wortlosen Vokalrefrains („ooohoohoooo“). Aufgalopp der fetten Namen, die – vielleicht ist ja das „indie“ – zwar bekannt sind dafür echt was zu können. Nur eben…naja. Sich gerne mal bitten lassen, um das zu zeigen. Und bittet halt gerad keiner, tja, dann kommt wohl was wie „Hyperspace“ dabei heraus.
Ich hätte nie gedacht sowas mal zu sagen, aber: Vielleicht sollte Beck, gerade in seinem Alter, sich mal auf das konzentrieren was er eben richtig gut kann. Anstatt einen auf trendy machen. Hat bei den Rolling Stones doch auch funktioniert.

Mehr CD- und Buchbegutachtungen gibt es: HIER.

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Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 25. Dezember 2019 von in Musikrezensionen, Nachrichten und getaggt mit , , , , , , , .

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